Seit vielen Jahren setzt sich der Franziskaner Pater Csaba für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Notsituationen ein. Er kommt als Mitglied der ungarischen Gemeinschaft aus der Region Siebenbürgen, Rumänien. Nach Abschluss seiner sekundären Studien, hatte er sich als Bergmann für das Heilige Amt vorbereitet.
Er begann seine Wohltätigkeitsarbeit in Diemrich (Deva/Déva), einer kleinen Stadt in Siebenbürgen. Dort begegnete er der Armut und den schlechten Bedingungen obdachloser Kinder. Bruder Csaba hat das Kloster der Stadt, das nach dem Ende der kommunistischen Diktatur in Ruinen lag, Stein für Stein wieder aufgebaut und schuf gleichermaßen so die erste Unterkunft für Kinder in Not.
Die Stiftung Heiliger Franziskus in Deva, gegründet von Bruder Csaba, bietet seit 1993 Unterkunft in familienähnlichen Verhältnissen und erzieht Waisen und sozial benachteiligte Kinder aus ärmsten Verhältnissen. Die Stiftung hat aktuell 2.800 Kinder in 82 Häusern untergebracht. Die Kinder leben mit ihren Erziehern in kleinen Wohngruppen, den sog. Sozialfamilien, und bekommen so eine fürsorgliche Erziehung. Eine weitere Form der Hilfeleistung bieten die Tagesstätten mit einem warmen Mittagessen und einer umfassenden Nachmittagsbetreuung. Außerdem hat die Stiftung einen Internat und einen Studentenwohnheim, wo Jugendliche aus armen Familien die Möglichkeit auf eine gute Ausbildung bekommen. Jedes Kind und jede Familie sollte so fern geholfen werden, wie es nötig ist, dabei soll die Beziehung zu der Familie so lebendig wie möglich bleiben.
Heute könnte Bruder Csaba aufgrund seiner weitreichenden Wohltätigkeitsarbeit als ein zeitgenössischer Heiliger bezeichnet werden, auch weil er für die täglich warmen Mahlzeiten, sowie die Schulbildung von sehr vielen siebenbürgischen Kindern sorgt.
Die gesellschaftliche, soziale und indirekt sogar wirtschaftliche Wirkung des gesamten Kinderschutznetzwerks der in Deva eingetragenen Stiftung Heiliger Franziskus, dass mit engagierter Arbeit aufgebaut wurde, ist damit ein Beispiel für Solidarität und Integration in ganz Rumänien.
Bruder Csaba ist auch Autor zahlreicher Bücher. 2011 erhielt er den Europäischen Ehrenbürgerpreis.
Was wir zum Schutz der Kinder tun
Oft hört man von “Pater Böjtes Waisenkindern oder Waisenhäusern usw.” Aber die Stiftung Heiliger Franziskus kümmert sich nicht nur um Waisenkinder. Selbstverständlich sind viele der Kinder und Jugendlichen Halb- oder Vollwaisen, aber die meisten sind „soziale Armen”. Sie kommen aus einem Umfeld, wo die Eltern nicht arbeiten, zu viel Alkohol trinken, oder sie kommen aus großen Familien mit schwierigen, zum Teil unerträglichen Verhältnissen. Oder aber die Eltern arbeiten im Ausland. Es kann auch vorkommen, dass alle diese Umstände gleichzeitig nebeneinander bestehen.
Anfangs ging Bruder Csaba oft durch die armen Gegenden und brachte die Kinder selbst in die Heime. Jetzt suchen die Eltern selbst die Stiftung auf, oder ein Pfarrer, ein Lehrer oder ein Mitarbeiter des Gemeindeamtes ruft an. Die Betroffenen können drei Arten des Kinderschutzes bei uns beantragen:
Nachmittagsbetreuung
Die Kinderhorte unserer Stiftung beherbergen Kinder, die aus ungünstigen und benachteiligten Situationen kommen. Sie haben zwar Familien, aber ihre Eltern sind nicht in der Lage, für sie zu sorgen, ihnen zu essen zu geben, beim Lernen zu helfen, nachmittags auf sie aufzupassen.
Die Kinder gehen nach der Schule in die Nachmittagsbetreuung, wo sie je nach Ort ein kaltes oder warmes Essen bekommen und mit Hilfe der Erzieher ihre Hausaufgaben machen und lernen. Danach folgen die Freizeitprogramme: Die Kinder spielen oder erlernen praktische Fähigkeiten wie Gartenarbeit, das Nähen usw. Abends gehen sie heim zu den Eltern. Zweck der Kindertagesstätte ist es, die Kinder im Heimatort zu belassen, damit sie trotz der schwierigen Bedingungen zu Hause leben und lernen können statt in einem Internat.
Staatliche Pflege
Das Vormundschaftsgericht kann Kinder offiziell in eines unserer Heime einweisen. Wir versuchen, allen betroffenen Kindern eine solche gerichtliche Einweisung zu ermöglichen, aber oft sind die Eltern dagegen, weil sie zum Beispiel das Kindergeld von 42 Lei nicht verlieren wollen, oder aber das Vormundschaftsgericht eines anderen Distrikts unterstützt unseren Antrag nicht.
Selbstverständlich können diese offiziell eingewiesenen Kinder in Verbindung zu ihren Eltern und Verwandten bleiben und diese am Wochenende oder in den Ferien besuchen oder von diesen besucht werden. Für solche Kinder bekommt die Stiftung einen Mindestzuschuss vom Staat für die „monatliche Verpflegung”.
Ein Platz im „sozialen Kollegium”
Diese Art des Kinderschutzes existiert nach rumänischem Gesetz eigentlich nicht. Sie besteht im Wesentlichen darin, dass die Eltern schnell und einfach einen Platz im Kollegium beantragen können. Sie müssen lediglich in der Stiftung vorstellig werden und alles mit dem Leiter der Einrichtung besprechen. Bedingung für einen Platz ist die soziale Benachteiligung des Kindes, was die Eltern nachweisen müssen.
Diese Kinder werden hinsichtlich Ernährung, Kleidung, Unterrichtsmaterial und menschlicher Zuwendung nicht anders behandelt als die offiziell eingewiesenen. Die Eltern müssen nichts bezahlen. Abhängig von der Entfernung und der Situation der Familie dürfen die Kinder oft, ja jedes Wochenende heimfahren, aber wenn die Eltern weit weg wohnen, nur in den Ferien.
Alle Kinder, die „offiziellen” wie die „nichtoffiziellen”, nehmen in der Stiftung je nach Ort an verschiedenen Freizeitprogrammen teil: Sie musizieren, tanzen, basteln, pflegen Tiere, machen Ausflüge, fahren in ein Ferienlager. Leider stellt sich uns oft das Problem, dass wir die Eltern nicht ausfindig machen und deshalb für die Kinder keinen Pass beantragen können, damit sie mit der Stiftung ins Ausland fahren können.
Anfangs hatte P. Csaba viele Schwierigkeiten mit den Behörden, aber heute haben wir gute Kontakte zum Vormundschaftsgericht, besonders im Distrikt Hunyad, wo die ersten Heime der Stiftung entstanden sind. Wenn wir ein neues Haus eröffnen, nehmen wir Verbindung zum Vormundschaftsgericht auf, um zur Pflege der guten Kontakte einen „Vertrag für die Zusammenarbeit” zu schließen. Bei der Stiftung sind gegenwärtig sechs Sozialarbeiter tätig.
Anna-Mária Varga
Sozialarbeiterin, Déva